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Ein Welpe kommt ins Haus

Jennifer Fornol • 3. März 2020

Beißhemmung

Das Spielen mit dem Welpen gehört dazu. Genau wie Kinder lernen Welpen während des Sozialspiels besonders viel und natürlich stärkt es die Bindung zwischen Hund und Mensch ungemein.
Der einzige Nachteil: die kleinen spitzen Zähne, die sich immer wieder in die Hände, die Füße, die Kleidung etc.bohren.
Das ist aber ganz normal, denn unser Welpe muss natürlich erst lernen, was sich gehört und was eben nicht. Um dem Hund die Beißhemmung beiszubringen kursieren im Internet viele verschiedene Methoden. Leider sind die meisten davon absoluter Unsinn und bringen dem Hund nichts bei, sondern verschrecken ihn eher noch. Bevor ich euch zeige, wie es richtig funktioniert, möchte ich euch einige Beispiele nennen, die mir im Training bereits häufiger begegnet sind, aber nicht richtig sind.

So besser nicht!

  1. Wasser spritzen
Ganz oft werde ich gefragt, ob es nicht eine gute Möglichkeit wäre, den Welpen mit Wasser zu bespritzen. Darauf kann ich mit einem ganz klaren nein antworten.
Bei jeder Trainingsmethode stelle ich mir immer erst die Frage, ob ich das bei einem Menschen auch anwenden würde und ob dieser es überhaupt verstehen kann. Sitze ich beispielsweise neben einem Kind, das eine Matheaufgabe falsch löst und spritze es deswegen mit Wasser an, stellt sich doch die Frage, ob es überhaupt den Grund für das Anspritzen versteht. Vor Allem zeige ich dann nicht, wie es richtig gemacht wird, sondern wecke in dem Lebewesen vor mir immer eine negative Erwartungshaltung. Das Kind weiß nicht, dass die Aufgabe falsch gelöst wurde und wartet nach jeder Aufgabe darauf eventuell angespritzt zu werden - das führt zu Stress und Angst , so kann man nicht lernen!
Bei unseren Hunden sieht es genau so aus. Sie warten auf das Wasser und sind somit in einer angespannten Haltung, Alternativen für ihr Verhalten werden nicht gezeigt und im schlimmsten Fall kommt es zu einer Fehlverknüpfung. Spritze ich meinen Hund nämlich an während z. B. ein Jogger an mir vorbei läuft, kann es durchaus sein, dass der Hund eine Angst(aggression) gegenüber Joggern entwickelt.
Zusätzlich kann der Hund eine Angst vor Wasser entwickeln. Baden und Gassi bei Regen werden damit erschwert.

Will ich dieses Risiko wirklich eingehen?

Das Wasserspritzen sollte somit weder bei der Beißhemmung, noch bei irgendwelchen anderen Problemen angewendet werden, denn es "behandelt" immer nur ein Symptom, nicht aber die Ursache.

2. Der Alpha Wurf

Auch den Hund auf den Rücken zu werfen und zu warten bis er ruhig liegen bleibt, wird mir oft als super effektive Methode geschildert und dass der Welpe damit meine " Dominanz " akzeptiert.
Ja, im hündischen Sprachgebrauch gibt es diesen Wurf. Er wird allerdings nur im aller übelsten Notfall und kurz vor einem Kampf angewendet, nicht bei kleinen alltäglichen Problemchen. Da liegt also schon der erste Fehler: beim Erlernen (das Wort alleine sollte schon darauf hindeuten) der Beißhemmung, handelt es sich nicht um keinen unglaublich schlimmen Streit zwischen zwei Lebewesen.
Körperlich gesehen kann ein Mensch diesen Wurf auch gar nicht richtig ausführen, denn wir haben einen ganz anderen Körperbau als ein Hund und oftmals unterscheidet sich die Größe doch gewaltig. Unser "Alpha-Wurf" ist also nichts mehr als eine schlechte Kopie, die unser Hund teilweise gar nicht richtig versteht und durch welche wir unseren Hund nur verunsichern. Das Liegenbleiben des Umgeworfenen Hundes erfolgt außerdem meistens "freiwillig" und absolut gewaltfrei während die meisten Menschen den Hund in diese Position drängen.
Außerdem möchte ich hier nur kurz anmerken, dass der Begriff "Dominanz" keine Charaktereigenschaft eines Hundes ist, sondern jeder Hund nur situationsbedingt dominant auftritt. Das ist aber ein Thema für einen ganz eigenen Blogbeitrag!

3. Der Schnauzengriff

Auch das ist eine immer wieder verwendetet und erwähnte Erziehungsmethode, die immer damit argumentiert wird, dass auch die Hundemama so reagiert. Genau wie beim Alpha Wurf, wird der Schnauzgriff nur selten angewendet, nämlich dann, wenn der Welpe nach mehrmaliger Ermahnung sein Verhalten nicht einstellt. Und auch hier gilt: der Mensch wendet eine sehr schlechte Kopie des Schnauzengriffs an.
Mama Hund möchte ihren Welpen nicht weh tun. Sie legt ihre Zähne nur ganz Sanft um die Schnauze der Kleinen und berührt sie mit keinem Zahn. Der Mensch hingegen drückt mit seiner Hand so gegen die Schnauze, dass die Lefzen des Welpen gegen seine eigegen Zähne gedrückt werden - das ist unangenehm und tut weh!
Oft schreien die Welpen nach so einem Griff laut auf, das heißt für mich - wie wir später auch lernen werden - ich sollte damit aufhören. Die meisten Menschen halten den Welpen jedoch so lange fest, bis er sich seinem Schicksal ergibt. Hier gehen gleich mehrere Dinge komplett schief.

4. Wegschubsen

Jede schnelle Bewegung animiert den Hund dazu weiter zu machen. Ich habe schon oft mitbekommen, dass die Menschen nicht verstehen, wieso der Hund dann nochmal aufdreht, obwohl ich ihn doch von mir weg drücke. Ganz einfach: für den Hund ist diese Bewegung absolut unverständlich. Jede hecktische Bewegung bedeutet somit Spiel und das bedeutet wiederum, dass die Zähnchen noch mehr verwendet werden.

5. In die Seite stupsen, kneifen etc.

Nach den oben genannten Punkten sollte klar sein, dass auch das für den Hund nicht klar und normal ist und zu Missverständnissen in der Mensch-Hund-Kommunikation, sowie zu Bindungsbehinderungen führen kann. Während dem Spiel Schmerzen oder Schreckreize zuzuführen, ist nie die richtige Lösung. Auch ein in die Ohren kneifen, zurückbeißen usw. hilft nicht, denn unsere Hunde kommunizieren anders miteinander.


Und wie mache ich es dann richtig?

Jeder, der Hunde schon mal beim Spielen beobachtet hat, ist über folgendes Szenario gestoßen:

Die Hunde spielen wild miteinander, sie rennen, hopsen, fallen usw. Plötzlich wird es einem Hundchen zu wild und er fängt an zu quietschen. Was kann ich - im Idealfall - beobachten? Während das eine Hundchen quietscht, zieht das andere sich ein Stück zurück. Er hat also verstanden, dass das Spiel gerade zu wild wurde. Kurz darauf geht das Spiel auch schon weiter.

Und genau so sollte auch ich mich verhalten.
Berührt mein Hund mit seinen Zähnen meine Haut bzw. auch meine Kleidung, quietsche ich laut "Aua" , schaue ihn kurz streng an und spiele dann weiter, sobald er sich ein wenig zurücknimmt. Ihn länger zu ignorieren bringt nichts. Ich erziele also keinen Lernerfolg, wenn ich den Welpen länger böse anschaue.
Schnell sollte der kleine Racker so lernen, was richtig und was falsch ist. Eigentlich ganz einfach, oder?

Und was, wenn es nicht klappt?

Natürlich braucht der Hund Zeit, bis die Beißhemmung vollständig erlernt wurde. Also bitte nicht ungeduldig werden, auch wir haben die Grundlagen des Lebens nicht innerhalb von wenigen Tagen erlernt!
Was aber, wenn es denn gar nicht funktioniert?
Ganz oft erhalten Hunde schon im jungen Alter "Quietschies", also Spielzeuge, die quietschen und Lärm machen. Der Hund wird dazu animiert immer mehr und immer fester aus den Spielgegenstand zu beißen. Dass das Wiedersprüchlich zur Beißhemmung ist, ist vermutlich klar. Ein Hund, der beißen soll, wenn etwas quietscht kann selbstverständlich nicht damit aufhören, wenn es darum geht unsere Hände in Ruhe zu lassen. Also bitte: Gebt euren Hunden keine Quitschspielsachen, vor Allem nicht, wenn sie die Beißhemmung gerade erst erlernen.
Auch passiert es oft, dass der Mensch ein absolut falsches Timing hat und entweder viel zu spät/zu früh aufschreit oder ebenso früh/spät wieder mit dem Spielen beginnt.
Besonders häufig höre ich, dass Welpen die Erlaubnis bekommen am Finger zu knabbern - wie ein Schnuller! Grundsätzlich nicht schlimm, aber wie soll der Hund dann verstehen, dass er im Spielen eben nicht mehr am Fingern knabbern kann?

Wenn wirklich nichts funktioniert, sollte man sein eigenes Verhalten mal bedenken und eventuell auch mal ein Video der Situation aufnehmen. Oft begehen wir nämlich unbewusst Fehler, die nur ein Außenstehender sehen kann.

Tatsächlich ist es in den meisten Fällen so, dass wir unser eigenes Verhalten erstmal überdenken müssen, bevor wir unserem Welpen etwas richtig beibringen könne.



Wie habt ihr eurem Hund die Beißhemmung beigebracht? Wie schnell hat es funktioniert und würdet ihr es wieder so machen?

von Jennifer Fornol 4. Dezember 2019
Endlich ist er da, das kleine Hundchen, dass unser Leben versüßen soll. Doch schon nach kurzer Zeit das erste Malheur: der kleine Hund pinkelt in die Wohnung oder macht vielleicht sogar sein großes Geschäft - am besten noch auf dem Lieblingsteppich!💩💦 Und was machen wir? Wir schimpfen ! 😠 Das ist jedoch absolut nicht der richtige Weg. Der kleine Hund weiß ja noch gar nicht, wie er sich zu verhalten hat und folgt in dem Moment einfach einem Bedürfnis. Er versteht also gar nicht warum wir auf einmal böse sind. 🤷🏼‍♀️ Was können wir stattdessen tun? Um zu verhindern, dass der Hund in die Wohnung macht, sollten wir oft genug mit ihm rausgehen. Oftmals reicht es alle zwei bis drei Stunden, aber auch nach jedem Aufwachen, nach jedem Spielen, nach jeder Mahlzeit. Rausgehen bedeutet aber nicht, dass ich stundenlang mit ihm spazieren gehen soll, sondern wirklich nur 5 Minuten in gewohnter Umgebung. Erledigt der Kleine sein Geschäft draußen? Super! Lobt euren Hund für seine tolle Tat! Lernt euren Hund zu lesen. Die meisten Hunde werden unruhig bevor sie machen müssen. Wenn wir uns mit unserem Hund auseinandersetzen, können wir bald schon seine Anzeichen verstehen und sofort mit ihm rausgehen. Wenn der Welpe in die Wohnung macht und ihr ihn dabei beobachtet, könnt ihr euch die kleine Maus schnappen und nach draußen gehen. Auch hier: Nicht schimpfen, sondern loben wenn er sein Geschäft draußen verrichtet. Wenn euer Hund in die Wohnung macht und ihr habt es nicht mitbekommen, sollte ihr einfach gar nichts tun. Ignoriert die Pfütze, macht sie am besten mit Desinfektionsmittel weg und lasst euren Hund in Ruhe. Solltet ihr jetzt schimpfen, versteht er sowieso nicht was ihr von ihm möchtet. Habt Ihr Angst um eure Teppiche, solltet ihr diese für einige Zeit weg räumen. Der weiche Stoff lädt zum Pippi machen ein.
von Jennifer Fornol 31. Mai 2019
Leckerchen gehören bei uns im Training mit dazu. Sie sind eine tolle Möglichkeit den Hund schnell und leistungsgerecht zu belohnen. Leider bin ich meistens ein wenig enttäuscht von den Inhaltsstoffen der gekaufen Leckerlies, weswegen ich ganz oft selber backe. Wir haben schon viele verschiedene Rezepte ausprobiert und ich habe gemerkt, dass Akio die selbstgemachten Kekse noch viel lieber hat, als die Gekauften. Er steht während des Backens neben mir und wartet darauf, dass ein wenig Teig runter fällt und sobald die Kekse aus dem Ofen kommen, kann er gar nicht abwarten sie auszuprobieren. Das freut mich jedes mal tierisch! Außerdem kann ich die Kekse ganz nach seinem Geschmack zubereiten. Akio liebt beispielsweise Kokosnuss, sodass ich immer Kokosraspeln oder Kokoöl hinzufüge, um ihn besonders glücklich zu machen. Dieses Mal habe ich mich unbewusst an ein saisonales und veganes Rezept gewagt, nähmlich Erdbeer-Kekse! Das Rezept ist super einfach und sie scheinen auch total lecker zu schmecken!
von Jennifer Fornol 29. April 2019
Als ich letztens zu einem Einzeltraining gelaufen bin, habe ich etwas mitbekommen, dass mich zutiefst getroffen und auch ziemlich schockiert hat. Ich beobachtete, wie ein kleines Mädchen und ein etwas größerer Junge mit einem jungen Yorkshire Terrier durch die Gegend liefen, lachten und rannten. Natürlich war der kleine Hund an einer Flexi-Leine festgemacht, was mich zwar ärgerte, aber in dem Moment nicht störte (Flexi-Leine ist ein anderes Thema, über das ich stundenlang philosophieren könnte). Der Yorki musste sein kleines Geschäft erledigen und lief auf eine Grünfläche - ein wirklich tolles Verhalten von so einem jungen Hund. Den Kindern passte dies aber nicht. Der Junge hielt den Yorki an der gekürzten Flexi fest, während das Mädchen weiter laufen wollte und rief: " Du musst richtig ziehen, es ist egal wenn es ihm weh tut. Komm, ich zeig es dir mal. " Und schon zog und zerrte sie an dem kleinen Hund herum. Mit seinen etwa 2 kg konnte das Hundchen sich natürlich nicht wehren und folgte seinem Menschen. In dem Moment war ich so schockiert, dass ich nicht mal was sagen konnte und wie versteinert da stand, bis die Kinder mit dem Hund verschwunden waren. Sofort flogen mir einige Fragen durch den Kopf. Warum gibt es so viele Kinder, die nicht verstehen, dass auch ein Hund und jedes andere Tier, ein Lebewesen ist, welches Schmerz empfindet und Gefühle hat? Warum bringen Eltern ihren Kindern nicht den wahren Wert eines Lebewesens bei? Warum gibt es so wenige Angebote für Kinder mit Hunden? Hunde-ABC für Kinder Genau aus diesem Grund ist eines meiner Herzensprojekte der Kurs " Hunde-ABC für Kinder " ( Klick für mehr Informationen ). Viel zu oft sehe ich, wie die kleinen Menschen alleine mit ihrem Hund unterwegs sind, die Leine dabei voll gespannt ist oder die Hunde durch die Gegend gezerrt werden. Durch den Kurs sollen sie den richtigen Umgang mit dem Hund erlernen und erkennen, wann sie ihren Hund zu sehr einengen. Nur so können Beißvorfälle und dementsprechend auch mögliche Abgaben des Hundes, verhindert werden. Hunde und Kinder gemeinsam zu sehen ist wundervoll, wenn beide Parteien lernen aufeinander zu achten. Das gelingt jedoch nur, wenn ein gegenseitiges Verständnis vorhanden ist! Auch Kindern, die keine Möglichkeit haben mit einem eigenen Hund aufzuwachsen, möchte ich die Möglichkeit bieten, in Kontakt mit dem besten Freund des Menschen zu kommen und diesen richtig zu verstehen. Es gibt endlos viele Erziehungskurse für Erwachsene mit ihrem Hund, aber leider viel zu wenige Möglichkeiten unseren Kindern zu zeigen wie ein Hund denkt, lebt und fühlt. Ich hoffe mit dem Kurs zu einem glücklichen Familienleben mit unseren Vierbeinern zu verhelfen, denn ein Hund bereichert jede Kindheit und ist ein Teil der Familie.
von Jennifer Fornol 11. April 2019
Im Garten und beim Gassi gehen laufen wir immer wieder an Pflanzen & Kräutern vorbei, die wir als Zusatz für die Nahrung unserer Hunde verwenden können. Ein kleines Beispiel sind Löwenzahn und Brennessel.
von Jennifer Fornol 5. April 2019
Endlich! Nach tagelangem Lernen, Bücher durchlesen, Unterlagen zusammen suchen und ständigen kurzen Nervenzusammenbrüchen, haben Akio und ich gestern, am 04.04.2019, die Prüfung zum Hundetrainer nach § 11 Abs. 1 Satz 1 Nr. 8f bestanden. Ich möchte mich bei allen bedanken, die uns auf unserem Weg bisher begleitet haben. Danke für das Anhören meines Gejammers, danke für das Weitergeben von Zusatzinfos und danke fürs Zuhören! Ein ganz besonderes DANKE geht aber an die, die sich für meine Prüfung als Testkunden bereiterklärt haben. Ihr habt das toll gemacht und ich bin froh, so tolle Kunden vorstellen zu dürfen und mit ihnen an so einem wichtigen Tag zu arbeiten. Ich bin außerdem begeistert, wie viele sich dazu bereit erklärt haben, an diesem Tag teilzunehmen, obwohl es unter der Woche stattfand und die Uhrzeit, sowie der Ort, alles andere als angenehm waren. Ich freue mich jetzt richtig durchstarten zu dürfen. In den kommenden Tagen, werde ich noch einen Beitrag über die Prüfung verfassen und natürlich habe ich noch viele Beiträge in Planung. Jetzt entspannen Akio und ich aber erstmal. Der kleine Mann hat in den letzten Tagen so viel geleistet, dass auch er erstmal eine Pause bekommt. Nochmal ein herzliches DANKE an Alle! Let's Dog it!
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